Kaum ein anderes Gebiet bietet der Menschheit so viele Chancen, aber auch gleichzeitig so viele Gefahren wie die Naturwissenschaften. Arzneimittel und AIDS, Ernährung und BSE, Kernkraft und globale Klimaerwärmung: Jeden Tag werden wir mit Fragen der Chemie, Biochemie, Physik oder Biologie konfrontiert, die in der Öffentlichkeit jedoch größtenteils nur emotional und mit wenig Sachkenntnis diskutiert werden. Doch sollte jedem klar sein: Die für den Fortbestand der Menschheit langfristig zu lösenden Probleme sind nicht politischer oder gesellschaftlicher Natur. Die dramatisch anwachsende Menschheit - bei gleichzeitig schwindenden Ressourcen - wird die Naturwissenschaften mehr denn je in Zukunft fordern, Antworten zum Wohle aller zu finden.
Aber soll die Verantwortung für die Zukunft der Menschheit tatsächlich nur den Naturwissenschaftlern überlassen werden, die sich ja laut Prof. Schwanitz (siehe Teil 1 dieses Artikels) wenigstens noch nicht verstecken müssen, während sich der Rest der "wahren Bildung" widmet? Ist nicht Kommunikation auf allen Ebenen notwendig, die aber nur auf soliden Kenntnissen aller Beteiligten aufbauen kann?
Montag, 21. Januar 2002: 64.000 Euro-Frage: Ein Newtonmeter entspricht
a) einer Elle b) einem Joule c) einer Dioptrie d) einem Grad Kelvin
Ein Gedanke drängte sich mir sofort auf: RTL muss es finanziell sehr gut gehen, wenn das Geld mit solchen Fragen geradezu verschleudert wird. Doch was geschieht??? Erst wird über die Antwort ein wenig philosophiert - Newton, das ist doch der mit der Schwerkraft? -, dann wird der Telefonjoker bemüht: Leider war kein aufgeweckter Neuntklässer benannt, der wahrscheinlich die ersten 28 Sekunden damit verbracht hätte, seinen Anteil am Gewinn mit der Kandidatin auszuhandeln, um dann in der 29. Sekunde doch noch großzügig das Joule als richtige Antwort zu präsentieren.
Stattdessen schlägt der echte Telefonjoker - laut Kandidatin eine Wissensuniversalwaffe - das Grad Kelvin vor, was Zustimmung bei der Kandidatin erfährt, denn "das klingt ja so schön altertümlich". Vielleicht sind die bei RTL ja doch schlauer, als ich zunächst dachte: Statt 64.000 Euro zu verlieren, droht der Sender nun plötzlich, 48.000 Euro zu gewinnen. Doch auch die Kandidatin ist schlau: Sie gibt auf und steigt aus - das 32.000 Euro-Happy End ist gerettet!
Günther Jauch liest noch mit Stirnrunzeln die wenig erhellende, offizielle Lösung von seinem Monitor ab:
Joule als Einheit der Energie im internationalen Einheitensystem
und merkt an:
was immer Sie damit anfangen wollen, denn Sie und ich verstehen davon nichts!
Ein Problem wird hier deutlich, an dem wir Naturwissenschaftler nicht unschuldig sind: die in den meisten Fällen völlig unnötige, abstrakte Fachsprache macht es nicht leicht, sich für ein Physik- oder Chemiebuch als Nachmittagslektüre zu entscheiden, wenn man stattdessen schöngeistige Literatur lesen könnte.
Ich versuche es einmal mit dem zugegebenermaßen recht abstrakten Joule: Diese Einheit kennen alle, die sich bewusst ernähren. Denn der Energiewert von Lebensmitteln wird nicht nur in der alten Einheit Kalorien, sondern auch stets in der neuen Einheit Joule angegeben. Joule ist also die Einheit für Energie. Wie verbrauchen wir Energie? Wenn wir etwa bei morgendlichen Joggen Kraft entlang eines Weges aufwenden müssen. Die Kraft wird in Newton (jawohl, Newton ist der mit der Schwerkraft!), der Weg in Metern gemessen, Newton mal Meter = Newtonmeter ist also Joule.
Manchmal geht es noch pfiffiger: 16.000 Euro-Frage: Was ist Biogas?
Die Erklärung von Günther Jauch: Biogas ist das, was hinten bei der Kuh herauskommt!
Ein guter Anfang! Und warum das, was hinten aus der Kuh herauskommt, zum Treibhauseffekt gegenwärtig viel mehr beiträgt als das stets diskutierte Kohlendioxid, können Sie ebenfalls hier im Portal nachlesen
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