Oliver Reiser

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Haarige Reaktionen – die Chemie auf unseren Köpfen

von Verena Niebler

Prächtige Haare - die Chemie macht's möglich!

Seit der Homo Sapiens nicht mehr in Höhlen lebt und seine Nahrung als Jäger und Sammler beschafft, hat sich seine Behaarung weitgehend auf das Haupthaar beschränkt. Diesen Kopfschmuck trägt der moderne Mensch nicht ohne Stolz zur Schau und kultiviert die Haarpracht durch ständige Anpassung der Farbe, Länge und Form an die neueste Mode. Aber dass die Überbleibsel eines wärmenden Felles zu den Opfern unseres Schönheitswahns wurden, ist nicht zuletzt ein Verdienst von schlauen Chemikern. Die Friseurin, die uns eine seltsame Paste in die Haare schmiert, welche unsere Haare in neuem Farbglanz erstrahlen lässt, kann schließlich auch nicht zaubern.

Was so einfach aussieht, funktioniert nur durch eine ausgeklügelte Zusammensetzung verschiedener Stoffe und deren Reaktion mit jedem einzelnen Haar.

Woraus bestehen Haare?

Was ist das überhaupt, was da so fadenförmig an unserer Kopfhaut hängt und ständig nachwächst? Die Haarsubstanz besteht zu etwa 90% aus Keratin, ein Faserprotein bestehend aus 18 verschiedenen Aminosäuren (vor allem Asparaginsäure, Cystein, Glutaminsäure, Leucin, Isoleucin, Arginin und Prolin). Die Aminosäuren sind durch Amidbindungen zu langen Polypeptidketten verknüpft. Zwischen benachbarten Peptidketten gibt es Quervernetzungen (Wasserstoffbrücken, Salz-Brücken, Disulfid-Brücken), die bei kosmetischen Formveränderungen der Haare (z.B. Dauerwelle) aufgelöst, und nachdem das Haar in die gewünschte Form gebracht wurde, wieder hergestellt werden.

Unser Haar besteht aus dem Haarschaft, der Haarwurzel und der Haarzwiebel. Die Haarwurzel ist fest in der Kopfhaut verankert und ist der einzige lebendige Bestandteil des Haares. Der Haarschaft ragt aus der Kopfhaut heraus: Ihn bürsten, waschen und färben wir, machen ihn je nach Geschmack lockig oder glatt. Er ist eigentlich nicht mehr als die Anhäufung toter Zellen, die jedoch äußerst kräftig sind.

Die natürliche Färbung der Haare

Woher kommt die Farbe unserer Haare, die doch schon von Natur aus so unterschiedlich sein kann? Im Inneren der Haarwurzel werden Melanin-Pigmente produziert, die sich auf das gesamte Haar verteilen. Unsere natürliche Haarfarbe wird durch die Menge an Melanin und den Typ des Melanins im Haar bestimmt. Beim Eumelanin haben die Pigmente eine körnige Struktur. Er ist für dunkle Haartöne wie Dunkelrot, Kastanienbraun oder Schwarz verantwortlich. Das Phäomelanin hat eine feinere Struktur. Dieser Melanin-Typ ist für blondes und rotblondes Haar verantwortlich.

 

> > > WEITER zum zweiten Teil: Die Chemie des Haare färbens

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