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Oliver Reiser

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Dopingfall im Biathlon der Frauen

von Oliver Reiser

Bei der russischen Silbermedailliengewinnerin Olga Pyleva im Biathlon wurde die auf der Dopingliste stehende Substanz Carphedon nachgewiesen.

Die Winterolympiade 2006 in Turin hat ihren ersten Dopingfall. Bei der russischen Biathletin Olga Pyleva wurde die verbotenene Substanz Carphedon nachgewiesen, woraufhin sie die zuvor gewonnene Silbermedaillie zurückgeben musste. Der Vorsitzende der russischen Antidoping Vereinigung, Dr. Nikolai Durmanov, wies die Vorwürfe des Dopings jedoch zurück: Der behandelnde Arzt von Olga Pyleva hätte ihr ein nicht verschreibungspflichtiges Medikament zur Behandlug ihres gezerrten Knöchels verabreicht, in dem Carphedon vorhanden, aber nich auf der Verpackung deklariert gewesen sein soll. Deutsche Sportärzte betonen dagegen, dass die Kenntnis von verbotenen Inhaltstoffen in Medikamenten normalerweise kein Problem darstellt.

Carphedon - ein Medikament?

Die Rechtfertigungen des russischen Teams erscheinen daher fragwürdig. Carphedon wurde Anfang der 90er Jahre in Russland, wahrscheinlich für das Militär entwickelt. Es soll eine verbesserte physische Leistungsfähigkeit und einer höhere Toleranz gegen Kälte bewirken. Aufgrund dieser Eigenschaften ist es auch für Sportler als Stimulanz interessant.

Carphedon wird weltweit in keinem Medikament vertrieben, verfügbar ist es lediglich in Russland unter dem Namen Phenotropil. Dementsprechend erscheint es auch mehr als unwahrscheinlich, dass es in einem bislang nicht näher spezifizierten, nicht-verschreibungspflichtigen Medikament enthalten sein soll.

Carphedon - Strukturelle Verwandschaft zu Amphetamin und Piracetam

Carphedon ist ein Phenyderivat des in Europa zugelassen Medikaments Piracetam, das die mentale Leistung verbessern soll. Gleichzeitig ist es strukturverwand zu Amphetamin, besser bekannt unter dem Namen Speed, einem süchtig machenden Aufputschmittel.

Carphedon kann auch in geringen Mengen zuverlässig im Urin nachgewiesen werden, dies war sicherlich auch dem russischen Team bewußt. Unverständlich daher, dass man eine gezielte Einnahme von Carphedon in Betracht gezogen hätte, die auch nicht langfrisitig hätte sein können: Noch im Januar 2006 zeigten zwei Urinproben bei Olga Pyleva keinerlei Anzeichen auf Carphedon. Die Erklärung einer unabsichtlichen Einnahme von Cardephon durch ein frei erhältliches Medikament ist aber nicht glaubwürdig.

 

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