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Oliver Reiser

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Impfstoff gegen AIDS-Virus zeigt Wirkung?

von Prof. Oliver Reiser

Die Ergebnisse der ersten klinischen Studien mit AIDSVAX haben die kühnsten Erwartungen übertroffen: Eine Reduktion der AIDS-Infektion von bis zu 78 Prozent wurde mit dem neuen Impfstoff erreicht.

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Das frühe Ende der AIDS Forschung

In den 1990er Jahren zogen sich viele Firmen aus der AIDS-Forschung zurück. Dies hatte vor allem zwei Gründe: Man erkannte, dass aufgrund der sich schnell bildenden Resistenzen gegen einen einzelnen Proteasehemmer mehrere Medikamente in Kombination für eine erfolgreiche Behandlung verabreicht werden mussten.

Da die Entwicklung einer solchen Kombinationstherapie sehr teuer ist, schlossen sich Firmen zusammen, die jede für sich ein Medikament im Markt hatten, um die Kombination ihrer Wirkstoffe zu erreichen. Mit dieser Maßnahme stellten aber auch die Firmen die weitere Forschung ein. Ein anderer, nicht so offen angesprochener Grund für das zurückgehende Forschungsengagement war aber auch die Erkenntnis, dass AIDS in der westlichen Welt durch Aufklärung und Prävention weitgehend eingedämmt werden kann. Die nach wie vor von AIDS besonders betroffenen Menschen in Afrika und Asien sind aber nicht finanzkräftig genug, um eine Kombinationstherapie - anfallende Kosten hierfür etwa 100.000 Euro im Jahr - zu bezahlen.

Impfstoffe als einzige praktikable Lösung gegen AIDS

Allein im letzten Jahr infizierten sich 3,5 Millionen Menschen in Afrika und etwa eine Million Menschen in Asien mit dem AIDS-Virus. Die Suche nach einem Mittel gegen AIDS ist also nach wie vor eine dringende Aufgabe. Aufgrund der schnellen Mutationen des HIV-Virus herrscht heute die allgemein anerkannte Meinung, dass man AIDS nicht heilen, sondern durch Medikamente nur aufhalten kann. Die hohen Kosten für jede Therapie, die eine Krankheit aber nicht dauerhaft heilt und daher das ganze Leben beibehalten werden muß, lassen für AIDS nur eine praktikable Lösung zu: Ein dauerhaft schützender Impfstoff muss entwickelt werden.

Dieser Herausforderung stellte sich die Firma VaxGen in Brisbane, Kalifornien, die in den letzten zehn Jahren etwa 200 Millionen US-Dollar für die Entwicklung eines Impfstoffs investierte - ein Ziel, das von vielen als nicht erreichbar eingeschätzt wurde.

Doch der Aufwand scheint sich gelohnt zu haben: In einer groß angelegten Studie, an der 5108 homosexuelle Männer und 309 besonders gefährdete Frauen teilnahmen, erhielten zwei Drittel der Teilnehmer sieben Injektionen über einen Zeitraum von drei Jahren, während ein Drittel ein Placebo erhielt. Die Infektionsrate (Abbildung links, zur Vergrößerung anklicken) bei Farbigen ging um 78 Prozent, bei Asiaten immerhin um 68 Prozent zurück, während bei Weißen der Impfstoff unwirksam war. Wodurch diese deutlichen Unterschiede zu erklären sind und wie der Impfstoff überhaupt wirkt, ist noch unklar.

Die Zulassung von AIDSVAX

Weitere Forschung über Funktion und Wirkung von AIDSVAX ist nötig. Die Ergebnisse sind jedoch so ermutigend, dass nun auf eine schnelle Einführung von AIDS-VAXgedrängt wird. Die hierfür zuständige amerikanische Behörde, die Food and Drug Administration (FDA), gab eine erwiesene Effektivität von wenigstens 30 Prozent vor, um eine Zulassung zu erwägen. Diese Vorgabe ist sicherlich erreicht, so dass zu hoffen bleibt, dass ein schnelles Prüfverfahren eingeleitet wird.

 

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